Installation 3 WHYNOTME 1

Why [not] me

Installation_3: „WHY [NOT] ME“

Größe: ca. 220 x 80 x 40 cm

Wie funktioniert „Karriere“?

Was / Wer verbirgt sich hinter „Anzug & Krawatte“ oder auch nicht?

Nur Karrierestreben oder ist es nicht auch eine Form von Höflichkeit, sich gut zu kleiden, wie es der Designer Tom Ford sagt? Aber was bedeutet „gut“?

Genauso muss die Frage erlaubt sein, was / wer verbirgt sich hinter „Casual Look“, „Casual Business Look, „Casual Style“, „Casual Couture“.

Die anthrazitfarbene, ca. 1,95 m große, schlanke, gesichtslose Modepuppe habe ich rechtsseitig edel gekleidet mit ½ Anzug, ½ Hemd, Strumpf und eleganten Schuh.

Die Anzughälfte ist übersät mit Krawatten. Sie schießen sogar über die rechte Kopfhälfte hinaus. Es drängt sich der Verdacht auf, als würde diese Person in ihrem Karrierestreben von selbst aufgelegten Zwängen in die Höhe gezogen. Die Vielzahl Label Etiketten verweist darauf, wie sehr sich diese Person über Äußerlichkeiten definiert. Doch ob diese Form der Selbstinszenierung beim „Aufwärtsstreben“ Erfolg versprechend ist, bleibt offen.

Linksseitig habe ich die Modepuppe mit ½ Polohemd, ½ Freizeithose, Sneaker und Tennissocke in legerem „Casual Look“ gekleidet. Diese athletische, optisch kleiner und zarter erscheinende Personenhälfte geht selbstsicher ihren Weg und schert sich nicht um Konventionen, lehnt einen angepassten, klassisch-konservativen Kleidungsstil ab. Wird sie auf ihrem Weg erfolgreich sein? Hier stellt sich die Frage, ob dazu nicht viel mehr gehört, als nur durch Äußerlichkeiten zu glänzen? Hat sich der vielzitierte Spruch „Kleider machen Leute“ oder wie Honoré de Balzac sagte: „Ein Mann ist so viel wert, wie seine Krawatte.“ nicht längst überholt? Was / Wer füllt diese Leerstelle aus? Vielleicht ein streng reglementierter Business-Dresscode?

Diese Installation lässt natürlich Assoziationen in alle Richtungen zu. Auch an die exorbitante Herrenmode „Mi-Parti“ (franz. – lat.: halb-geteilt), die im 11. – 16. Jahrhundert sehr beliebt war. Sie soll keinesfalls selbsterklärend, sondern selbstverständlich interpretationsoffen sein.

annhoff

Potsdam, im Februar 2024